Portraits

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Selbstport/AI/ts

Eine malerische Mutation zwischen Handwerk und Filterlogik

In der sechsteiligen Serie Selbstporträts, entstanden im Sommer 2023, erforscht Luca Nenning das Spannungsfeld zwischen analoger Malerei und digitaler Transformation. Der Ausgangspunkt ist klassisch: ein gemaltes Selbstporträt im eigenen Stil. Doch von dort aus beginnt ein experimenteller Prozess, der Identität durch Wiederholung, Übersetzung und mediale Verzerrung neu verhandelt.

Nenning nutzt für diesen Zyklus nicht etwa eine hochkomplexe KI-Anwendung, sondern einen einfachen TikTok-Filter – ein Tool, das Fotos in gemäldeartige Bilder umwandeln soll. Das erste Gemälde wird fotografiert, durch den Filter gejagt, die entstehende Version erneut gemalt – und der Zyklus beginnt von vorn. So entstehen sechs Porträts, die sich schrittweise voneinander entfernen und zugleich in einem klaren Entwicklungspfad miteinander verbunden bleiben.

Was dabei sichtbar wird, ist ein Spiel zwischen Kontrolle und Kontrollverlust, zwischen Handschrift und Algorithmus. Die Werke tragen Spuren beider Sphären: der individuellen, körperlich spürbaren Geste des Malens und der glatten, maschinell interpretierten Ästhetik digitaler Effekte. In dieser wechselseitigen Transformation verschwimmen Original und Reproduktion, Selbstbild und Bild des Selbst.

Selbstporträts ist nicht nur eine humorvolle und kluge Auseinandersetzung mit der Idee von Identität im Zeitalter der Filter, sondern auch ein Statement zur Rolle von KI als Werkzeug in künstlerischen Prozessen. Eine Serie, die zeigt: Zwischen TikTok und Ölmalerei liegt mehr Gemeinsamkeit, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

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